Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Graf

Vita

Nach drei Jahren als Soldat im Großen Krieg, vor allem im Osten bis hin nach Stalingrad, zuletzt als Leutnant und Kompanieführer der Panzergrenadiere, wechselte Hans-Georg Graf im Herbst 1945 mit 21 Jahren aus seiner Heimat im östlichen Harzvorland in den Westharz. Dort bewarb er sich bewarb sich beim Oberbergamt in Clausthal als Bergbaubeflissener. Während der nun folgenden Ausbildung im Bergbau erlitt Professor Graf eine schwere Handverletzung, die ihn zwang, das sehr geliebte Geigenspiel aufzugeben. In jener Zeit unternahm Hans Geog Graf nächtliche Grenzüberquerungen im Eckertal, in den Osten und zurück. Diese galten besonders dem Besuch der Jugendfreundin, die Hans-Georg Graf im Frühjahr 1951 heiratete und im Herbst des Jahres nach Steimbke im Kreise Nienburg herüber holen konnte.
Mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit und Selbständigkeit schloß Hans-Georg Graf das Bergbaustudium nach neun Semestern 1950 mit dem Diplom ab und trat im Januar 1951 in die Gewerkschaft Brigitta ein. Nach einem Einarbeitungsjahr wurde Hans-Georg Graf Vorgesetzter und Menschenführer und war als Förderbetriebsingenieur für die Felder Steimbke und Suderbruch verantwortlich. Daneben war und ist Hans-Georg Graf aber auch ein ingeniöser und experimentierfreudiger Mensch. So griff er gerne zu, als ihm 1954 Aufbau und Leitung einer technischen Planungsabteilung aufgetragen wurden. Aus den dann folgenden kreativen Jahren datieren seine ersten Veröffentlichungen und Vorträge, die nach anfänglicher Beschäftigung mit Problemen der Ölfeldausgestaltung mit Beginn der Erdgasära Mitte der 1960er Jahre sich zügig den Problemen der Erdgasgewinnung zuwandten. Der schnell wachsenden Bedeutung der Feldesentwicklung entsprechend bekam Hans-Georg 1967 Handlungsvollmacht für den Bereich Planung und Bau von Betriebs- und Gewinnungs-Anlagen der Gewerkschaft Brigitta und Elwerath und als 1970 die Gewerkschaften Brigitta und Elwerath ihre Aktivitäten auf die neugegründete BEB Gewerkschaften Brigitta und Elwerath Betriebsführungsgesellschaft übertrugen, erweiterten sich seine Aufgaben zur Leitung der Hauptabteilung Planung und Bau.
1973 wurde ihm die Leitung der Hauptabteilung Betriebe der BEB übertragen, die exponierte Position des "Kommandierenden" über 1.400 Mitarbeiter, über zwei firmeneigene und vier und mehr Kontakt-Bohranlagen, über 8 Förderbezirke, in denen fast 1,5 Millionen Tonnen Rohöl und an die 12 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr gefördert werden, in denen Sauergasbetriebe und Süßgasförderung ebenso zu finden sind wie Dampffluten, Salzwasseraufbereitung und Superfracs.
Hans-Georg Grafs Betätigungsfeld wurde die technologisch wie operativ herausragende Entwicklung der großen Erdgasfelder in den Räumen Südoldenburg und Hannover, und darunter insbesondere der umfangreichen Sauergasvorkommen. Auf seinen Entwicklungsarbeiten fußen wesentlich die Praxis der Erdgastrocknung an der Förderbohrung, die Auslegung großer Teile des norddeutschen Erdgastransportsystems, dessen Ausstattung mit sophistizierter Prozeßrechnertechnik zu Regelung und Steuerung von der Einzelbohrung bis zur Fernleitung, und schließlich die komplexe untertägige Ausstattung sauergasfördernder Hochdruckbohrungen.
Seine Erfahrungen und Gedanken hat Hans-Georg Graf bereitwillig in nunmeher 35 Veröffentlichungen an die Fachwelt weitergegeben, wie 1968 von "Technischer Dynamik und wirtschaftlichen Konsequenzen beim Erdgastransport", 1975 in einem Beitrag zum Welterdölkongress in Tokio über die "Technischen und wirtschaftlichen Kriterien der Öl- und Gasfeldautomatisierung" und 1982 - ein Ausfluß langjähriger Managertätigkeit - über "Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Sicherheit in der Erdöl- und Erdgasproduktion".
Ende der 1960er Jahre setzte Hans-Georg Graf seine Entwürfe für den prozeßgesteuerten Erdgastransport in die wissenschaftliche Dimension um und promovierte im Januar 1970 an der Technischen Universität mit der Arbeit "Entwicklung von Methoden und eines Prozeßrechnerprogrammes für die kurzfristige wirtschaftliche Anpassung von Produktion an die Abnahme bei gleichzeitiger Dämpfung der Belastungsspitzen in einem fernüberwachten und ferngesteuerten Erdgastransportleitungssystem" zum Doktor-Ingenieur.
Diese neu geknüpfte Beziehung zu Clausthal intensivierte sich in den folgenden Jahren und zum Sommersemester 1976 wurde Dr. Graf mit einem Lehrauftrag über "Ausrüstung und Betrieb von Erdgasfeldern" an das Institut für Tiefbohrtechnik, Erdöl- und Erdgasgewinnung der Technischen Universität Clausthal berufen. Etwa gleichzeitig übernahm er den Vorsitz des Vorstandes des Bergschulvereins "Deutsche Bohrmeisterschule in Celle e.V.", den er bis 1982 innehatte. Die zusätzliche Tätigkeit als Mitglied des Technischen Beirates des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung WEG seit 1973 rundet den Aufgabenkreis ab, in dem Hans-Georg Graf sich ganz bewußt nicht nur der Förderung von Technik und Wissenschaft, sondern ebenso auch der damit befaßten Menschen -und insbesondere der jungen Menschen- gewidmet hat.
Am 19.August 1980 bestellte der Niedersächsische Minister für Kunst und Wissenschaften auf Antrag der Fakultät Bergbau, Hüttenwesen und Maschinenwesen Herrn Dr.-Ing. Hans-Georg Graf in Anerkennung seiner Verdienste um Lehre und Forschung an der Technischen Universität Clausthal zum Honorarprofessor.
Mit 60 Jahren schied er aus dem aktiven Dienst der BEB aus.

Entnommen der Lodatio, gehalten von Prof. Dr.-Ing. H. C. Runge anläßlich des Ehrenkolloquiums zum 60. Geburtstag von Prof. Dr.-Ing. H.-G. Graf